17. September 2019
17. September 2019
sam

Merkels Komödie I - Rise of the Schlauchboots

Ahoi ihr Lemminge!
Ihr lebt, ihr könnt lesen und ihr seid vermutlich Deutsche - ergo werdet ihr auch in diesem Moment Zeuge eines grandiosen Schachzuges einer deutschen Partei und ihrer Wahlhelfer bei Axel Springer.

Völlig verblüfft und hoffnungslos überrumpelt von der Genialität dieses diabolischen Plans, musste ich mich viel zu lange tatenlos fesseln lassen, von der höchsten Kunst des Demagogentums und ich darf offen zugeben, dass es am Ende der beißende Neid ist, der mir am ärgsten zusetzt. So haben doch die wahnsinnigen Bösewichte von den christsozialen Gottesstaatlern den Stein der Weisen der Manipulation entdeckt und herausgefunden, wie er sich anwenden lässt.

Was ist geschehen?

In Syrien herrscht Bürgerkrieg.

Kriegsgeflüchtete kriegen in Europa Asyl.

Dank des Diktats von Dublin müssen sich Europas Grenzländer mit allen Asylanträgen befassen, da der Antrag in dem Land in dem ein Geflüchteter Europa betritt bearbeitet werden muss. Das Anschwillen der Geflüchtetenströme ist zwar nicht besonders, dafür aber zumindest ungewöhnlich hoch und überfordert beliebte - weil grenznahe - Einreiseländer wie Ungarn.
Das ist die Grundlage für das christsoziale Husarenstück.
Die wollen keine Flüchtlinge, die wollen ein homogenes weißes Deutschland unterm Kreuz, wie jeder andere Nazi auch. Je uniformer eine Nation ist, desto leichter ist es, sie in einem Klima der Angst vor allem, was irgendwie anders ist, zu halten. Das erleichtert die totale Überwachung. Außerdem wird das Wahlvieh manchmal unberechenbar, wenn es mit den Opfern der eigenen Verbrechen konfrontiert wird.

Das gilt es zu vermeiden.

So hat man es unter weiser Voraussicht unterlassen, irgendwelche Maßnahmen zur Unterbringung leicht erhöhter Flüchtlingsaufkommen zu ergreifen. Man wusste ganz genau was geschehen würde - und zwar das, was geschieht.
Die neuen Flüchtlingszahlen werden spürbar; Auftritt Axel Springer.
Vom Kackblatt für geistig schwache, quer durchs Internet und zurück bis in Die Welt werden Bilder von Heerscharen befremdlich aussehender Menschen gezeigt, die wie eine unaufhaltsame Flut über unser armes Land hereinbrechen, gleich den Geistern aus der Büchse der Pandora. Die anderen Medien greifen das auf. Die Macht des Springerkonzerns entfaltet sich und die Klientin im Kanzleramt macht sich bereit für ihren großen Auftritt. Vermutlich muss sie mit dem Vollhorst in München noch an den gegenseitigen Anschuldigungen feilen. Außerdem muss die Verschärfung des Asylrechts ausformuliert werden. 

Dann geht es los. 

Mutti tritt in die Öffentlichkeit und verkündet pathetisch: „Reißt die Zäune ein! Ich nehme sie alle!“

Bämm!

Europa zuckt zusammen und alle Köpfe blicken nach rechts. Hattse nich gesacht... doch, hattse.

„Wir schaffen das.“

Das europäische mitte-rechts Bündnis verfällt in angespanntes Verharren. Die Betaphase hat begonnen. Nun zahlt sich die generalstabsmäßig unterlassene Vorbereitung auf diesen absehbaren Ernstfall aus - es gibt schlichtweg keinen Platz für die Flüchtlinge.

Was tut man also?

Man geht an Turnhallen, Schwimmbäder und andere steuerlich subventionierte Anlagen der Freizeitgestaltung jener, deren Geldbeutel eher knapp gefüllt ist und funktioniert sie um zu Unterkünften. 

Ein ehernes Gesetz der Staatskunst lautet Brot und Spiele. Beides in ausreichender Menge halten ein Volk ruhig und zufrieden. Wenn man ihm nun Spiele nimmt und stattdessen Flüchtlinge gibt, dann ist man ein Mensch von kolossaler Dummheit oder man verfolgt einen Plan. 

Derweil hat man ganz beiläufig verkündet, dass Deutschland einen beträchtlichen Gewinnüberschuss hat und weit im Süden, wo die Menschen sich mit Spasmen artikulieren, wo das Bier schmeckt wie etwas, das kein Bier ist, wo jene seltsame Irrlehre geboren wurde, dass der Deutsche Lederkluft trägt, dort tritt der braune Problembär nun unsicheren Schrittes aus einem Bierzelt, schüttelt die Mähne und macht sich bereit dem Volk eine Show zu liefern, die es hoffentlich bald wieder vergisst. 

Das kleine Staatsballett geht in die nächste Runde.

Während das rollende Einmanninkassounternehmen Wolfgang Schäuble durch seine Lakaien wehmütig verkünden lässt, dass wegen der hohen Kosten durch quasi unendlich viele (wenn nicht gar mehr) Flüchtlinge, nun wohl an ein paar Stellen gespart werden müsse, bezieht der weißblaue Grinch Stellung.
Wo gespart wird? Selbstverständlich – Kinderbetreuung und öffentliche Einrichtungen.
Der Haushaltsüberschuss wurde längst vergessen gemacht und der erste "Für Flüchtlinge ist Geld da aber nicht für deutsche Kinder?"- Kommentar schwirrt durch das nachrichtendienstliche Zulieferungswerkzeug mit dem weißen f auf blauem Grund. Der BND, der offenbar gerade nicht damit ausgelastet ist, Nazi-Terror-Netzwerke zu rekrutieren, sieht das und im Kanzleramt legt eine bösartige Frau die Daumen und Zeigefinger beider Hände zu einer Raute zusammen und murmelt teuflisch grinsend:
„Ausgezeichnet.“ 

Längst hat sie die Leute, die nach Europa und Obama nun einen weiteren Massenmörder zum Adeln suchen, auf sich aufmerksam gemacht.

Ein tiefes Grollen aus dem Süden. Das letzte Relikt des Deutschlands unserer Großväter hat sich den Schnauzer abrasiert und Stellung bezogen vor den Kameras einer Nation, die gespannt des nächsten Aktes harrt. Sie bekommt ihn. Mit vielen schlecht gewählten Worten bespielt er das bayerische Volksinstrument - die Klaviatur der biergetränkten Einfalt.

Es braucht keine klugen Worte für viehisch dumme Menschen; es braucht nur kluge Redner und der besorgte Bayer gräbt sich prompt aus den Müllhaufen der Wies’n, wischt sich das letzte Erbrochene aus dem Gesicht und beginnt Leitfäden, wie sich Ausländer gefälligst zu verhalten hätten, an seine Ortseingänge zu nageln. 

Die Realität ist weitaus schöner, wenn man sie nicht zu nah an sich heranlässt. Ein Credo, dem der gemeine Bajuware beinahe fanatisch huldigt.

„Wir schaffen das nicht!“

Bämm! 

Das verdorbene Seehofergeschöpf hat seinen Teil geleistet. Wie Wellen wogt die Münchner Antihaltung einmal gen Norden durch die Republik und brandet gegen das Bollwerk in Berlin. Die Banner werden gehisst und während über der deutschen Kapitale die Ampelmännin weht, geht über der Korruptionsmeisterin im tiefen Bayern der senile alte Löwe auf. Die Bauern von Sarrazin bis De Maizière werden geschoben und zeichnen dystopische Zukunftsvisionen von 7 Milliarden Menschen, die kein anderes Lebensziel haben, als plündernd, raubend und brandschatzend über die letzte Nation der Guten herzufallen.

Umfragen werden veröffentlicht, nach denen Frau (noch) Dr. Merkel an Beliebtheit einbüßt, doch bleibt sie stoisch standhaft weil ein Deutschland in dem man sich für Güte entschuldigen müsse nicht ihr Deutschland sei und offenbart dabei ganz nebenher, dass man in den Hinterzimmern der Republik längst vergessen hat, dass ein demokratischer Staatsführer immer noch dem Staat gehört und nicht umgekehrt.
Vergessen der Moment, als sie mit ihrer Bande Joschka Fischer für eine ganz ähnliche Nummer vor den Untersuchungsausschuss gezerrt hat. Nur schwadronierte der nicht von „seinem" Land, sondern packte seine Sachen und ging - na Frau Merkel? Idee? Noch sind die Grenzen nicht völlig dicht. Noch kommen Sie raus… wenn Ihre Politik einst Nachahmer findet, wird das nicht mehr so sein.

Derweil hat die Republik deutscher Demokraten einen Zustand erreicht, der an einen Roman erinnert. In Tolkiens „Die Zwei Türme“ aus dem Herr der Ringe Zyklus belauern sich der Dämon Sauron und der Zauberer Saruman der Weiße auch gegenseitig über eine große Distanz hinweg. Nur, der Leser des Werkes weiß Bescheid, dass das lediglich Show ist. Die beiden stecken längst unter einer Decke.

Wieso ich diesen Vergleich hier ziehe?

Aaaach, keine Ahnung. Wir sind ja nicht in Mittelerde. 

Wir sind in Mitteleuropa und dort macht sich gerade das Propagandainstrument der Union, und Scharfrichter in Ungnade gefallener Unionisten, bereit seinen großen Auftritt in dieser Choreographie zu absolvieren.
Ein letzter Fernsehauftritt der Kanzlerin. Der Tenor bleibt „wir schaffen das.“ Am nächsten Tag titelt das Bildmagazin „Wer hat recht?“

Abgebildet sind Horst und Angie, einander gegenüber, als seien sie tatsächlich Kontrahenten und das meistverkaufte Tagesblatt einer intellektuell vergewaltigten Nation startet die große Leserumfrage: 

Wer hat recht? Union oder Union?

Union oder Union?

Zwei Tage später steht es fest. Deutschland hat sich entschieden und ja, die Union hat recht. Wer hätte das erwartet?

OMMFG! Die Union setzt sich durch!

Die anderen Parteien sind längst aus der Berichterstattung verschwunden. 

Während die SPD ihre Rolle als Koalitionspartner falsch versteht und Werbung für die Union macht, ist aus der Opposition nichts zu hören. Oder doch? Keine Ahnung. Es fühlt sich ja niemand verpflichtet darüber zu berichten. Deutschland fiebert mit dem christsozialen Grabenkampf. Wer für Flüchtlinge ist, stellt sich hinter Merkel und wer gegen Flüchtlinge ist (also die überwältigende Mehrheit der Bildguckerschaft) stellt sich hinter Seehofer. Unsere (an sich demokratische) Republik ist gleichgeschaltet unter der Einheitspartei. 

Wie wird es weitergehen?

Der Druck aus Bayern wird sich erhöhen. Der Druck auf den Straßen wird sich erhöhen. Das Asylrecht wird verschärft, menschenrechtlich bestenfalls fragwürdige Länder werden sichere Drittstaaten und Mutti wird unter dicken Krokodilstränen einknicken und im Volksbewusstsein verankert bleiben als die herzensgute Seele, die doch bloß helfen wollte. Die hilfsbereiten wählen Merkel, die charakterlich schwachen wählen Seehofer und alle wählen die christsoziale Union.
Alle fallen darauf herein, selbst die Anstalt, die in meinen trüben Augen neben Volker Pispers das wortklauberische Wischiwaschi der Politik am pointiertesten als das enttarnt, was dahintersteckt, hat sich täuschen lassen und stilisiert Merkels Aktion zu einer undurchdachten und missverstanden Kurzschlussreaktion à la Günter Schabowski.

Die Staatschefs Europas können durchatmen. Offenbar hat die furchteinflößende Deutsche Wort gehalten und tatsächlich einen Weg gefunden, die nationalen Machtverhältnisse derart zu zementieren, dass sie fähig sind ihre wahre Aufgabe wirklich zu erfüllen: sicherzustellen, dass das neue Europa das Reich der Konzerne und niemals ein Land der Menschen wird (ich könnte hier einen x- beliebigen Link einfügen oder schreiben: google – ttip). 

Herzlich Willkommen im Gottesstaat der christlichen Einheitspartei.
Herzlich Willkommen an einem jener Orte, die wir, wenn sie woanders liegen (wo sich Öl holen lässt), ächten und bekämpfen.
Herzlich Willkommen liebe deutsche Demokraten an dem Zeitpunkt, an dem die Dystopie Realität wird.

Schmutz für die Welt✊🏽

(2015)

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